Während der Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan jeweils am Schweizer Radio und Fernsehen angesagt wird, ist die christliche Fastenzeit kein Thema. In vielen Gegenden finden noch in der Fastenzeit Fasnachtsveranstaltungen statt und auch die Osterhasen sind schon zu kaufen. Wie die Adventszeit eine Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest ist oder sein sollte, so ist die 40-tägige Fastenzeit eine Zeit der Vorbereitung auf das Osterfest. Deshalb wird die Fastenzeit auch österliche Busszeit genannt.
Fasten ist heute Mode. Während in vielen Ländern, vor allem in Afrika, die Leute zu wenig zu essen haben, ist Fasten und Diät in unserer Gesellschaft ein Problem des Überflusses. Das religiöse Fasten hat einen anderen Hintergrund. Das leibliche Fasten während dieser vierzig Tage ist die Erinnerung an das vierzigtägige Fasten von Jesus in der Wüste, bevor er anfing, die frohe Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden. Von den früher strengen Fasttagen sind heute nur noch der Aschermittwoch und der Karfreitag als Fast- und Abstinenztag geblieben, der erste und der letzte Tag der Fastenzeit. Abstinenz heisst Verzicht: früher war es vor allem der Verzicht auf Fleisch, heute gibt es viele andere Möglichkeiten: fasten und verzichten beim Fernsehen, beim Handy, bei Computerspielen, bei gewissen Internetseiten, die der christlichen Moral widersprechen. Da fasten, wo man süchtig ist. In der Fastenzeit sollen wir tun, was Jesus in der Bergpredigt gesagt hat: fasten, beten und Gutes tun.
Die Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch mit dem Auflegen der Asche auf den Kopf. Dabei werden die Worte gesprochen: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zu Staub wirst.“ Die Asche erinnert an die Erschaffung von Adam aus Erde, wohin der Mensch einmal zurückkehren wird. Sie mahnt uns an die Vergänglichkeit unseres Lebens. Der Aschermittwoch ist der erste Tag auf dem Weg hin zu Ostern, den Tag der Erlösung und der Auferstehung von Jesus Christus, der auch uns das ewige Leben schenken wird.
P. Josef Gander