Jedes Jahr, wenn die Sommerferien vor der Tür stehen, erwacht in mir ein Gefühl von Freiheit. Die Vorfreude auf die Sommerzeit und die gemeinsame Urlaubszeit mit der Familie ist riesig. Endlich frei sein, zur Ruhe kommen und keine festen Termine in meinem Kalender haben. Es ist herrlich, am Vorabend zu entscheiden, ob der Wecker am nächsten Morgen klingeln soll oder ob ich mich vom Sonnenlicht wecken lassen möchte. Die Freiheit, spontan zu entscheiden, ob wir am Meer schwimmen gehen oder lieber eine Sehenswürdigkeit besichtigen wollen, ist einfach unbezahlbar.
Wir müssen nicht auf die Ferien warten, um Ruhe und Freiheit zu genießen. Schon in unserem Alltag gibt es einen Tag - den Sonntag - an dem wir Zeit haben zum Ausruhen und frei von Verpflichtungen sind. Selbst an einem einzigen Tag können wir eine gewisse Ordnung erkennen: Aufstehen am Morgen, Frühstücken, dann die Arbeit beginnen - alles im Namen Gottes. Zur Mittagszeit eine Pause zum Essen einlegen, und abends wieder eine Pause zum Entspannen und Schlafen. Selbst die Glocken erinnern uns an diese Pausen: morgens um sechs, mittags um 11 oder 12 Uhr sowie abends um 18 Uhr läuten sie zum Engel des Herrn. Das sind kleine Zeichen für uns, um zur Ruhe zu kommen und neue Energie zu tanken.
Oftmals nehmen wir diese Zeichen nicht bewusst wahr. Wir hören sie zwar, denken aber nur: "Schon wieder 6 Uhr?" Wir könnten ihnen mehr Beachtung schenken. Es ist eine klare Aufforderung zur Ruhe - eine Gelegenheit für ein Gebet oder einfach einen Moment der Stille.
Mitten im Trubel des Alltags, wenn die Zeit davonrennt und die Gedanken wild umherfliegen, vergessen wir oft das Wichtigste: Uns selbst. Wann haben wir das letzte Mal innegehalten, tief durchgeatmet und unserer Seele gelauscht? Wann haben wir uns erlaubt, einfach nur zu sein und den Moment und die Freiheit zu genießen?
Es erfordert Geduld und Übung, sich diese kostbaren Pausen zu gönnen. Doch es lohnt sich, denn in der Stille und Ruhe kann sich etwas Wunderbares entfalten. Vielleicht drängt sich der Gedanke an Gott von selbst auf, vielleicht spüren wir einfach nur unsere eigene Präsenz und die Schönheit des Augenblicks.
Geben wir uns die Erlaubnis, uns Zeit zu nehmen. Gönnen wir uns diese kurzen Momente der Ruhe und des Innehaltens. Lassen wir unsere Seele nachkommen und spüren wir die Kraft, die in der Stille liegt.
Ob wir nun in den Ferien weit weg verreisen oder einfach zuhause bleiben, ob wir hart arbeiten oder uns eine Auszeit gönnen - ich wünsche uns allen schöne und erholsame Momente der Ruhe. Mögen wir die Kraft finden, uns selbst zu schenken, was wir so dringend brauchen: Einfach mal durchzuatmen und im Hier und Jetzt anzukommen.
Ivan Trajkov