In der Sommerzeit verbringen wir meist mehr Zeit draussen. Der grösste Teil der Welt ist draussen, unter freiem Himmel. Gebäude bieten uns Schutz vor der brennenden Sonne, vor Regen und Kälte und geben uns einen Ort uns zurückzuziehen, so auch unsere Kirchen. So leben wir immer in dieser Wechselwirkung von drinnen und draussen. In meinem Urlaub in Kroatien wollte ich mehrmals beim Vorbeigehen eine Kirche betreten und habe dabei festgestellt, dass es nicht selbstverständlich ist, dass die Kirchen tagsüber geöffnet sind. Ich musst draussen bleiben. Verschlossene Türen lösen in der Regel keine positiven Gefühle aus. Viele von uns haben schon erlebt, gerade in den letzten Monaten, wie es sich anfühlt. Und doch liegt darin eine Chance, eben das draussen sein als das Haus Gottes zu erleben, wo ich mich nicht mehr auf mich und meine Fähigkeiten und Stärken verlassen kann, sondern lernen muss zu vertrauen, auch wenn scheinbar kein Anlass dazu besteht. Wir haben in unserer Region zwei Heilige, die viel Zeit ihres Lebens draussen verbracht haben.
Sei es im wörtlichen oder übertragenen Sinn:
Die Hl. Idda von Fischingen, die ausgestossen und alleine in der Wildnis Gottes Nähe erlebt hat. Unter freiem Himmel, draussen ihre Beziehung zu Gott vertieft und gefestigt hat…
Der Hl. Gallus, der von Irland her die Strapazen einer damals noch sehr Rauen Natur in unserer Region auf sich genommen hat, um den Glauben auch zu uns zu tragen. So berichtet er in seinen Schriften, dass in der Bodenseeregion "nichts als Wälder und wilde Tiere vorzufinden sind". Wir schieben den Gedanken gerne zur Seite, doch wissen wir alle, dass unsere Zeit auf Erden befristet ist. Wir leben in dieser Welt und betrachten es als unser zu Hause. Doch sind wir nur reisende und täten gut daran, es uns in dieser Welt nicht allzu bequem einzurichten. Doch was gibt unserem Leben die Richtung, woran sollen wir uns richten? Jesus gab seine wichtigste Predigt auch unter freiem Himmel. Ein Teil dieser Predigt, sind die Seligpreisungen, gerne nachzulesen in Matthäus, Kapitel 5. Wir sind unterwegs, noch nicht angekommen, doch dürfen wir hoffen und unser Leben zusammen mit Ihm gestalten, als seine Freunde und seine Jünger unterwegs sein. Wir sind nicht allein, gerade dann nicht, wenn wir draussen sind.

Joža Tadić