Wer schon einmal im Heiligen Land war, der wird am Ölberg die Himmelfahrtsmoschee besucht haben. Ein kleiner Rundbau, in den gerade ein bis zwei Menschen hinein gehen. In diesem Raum wird ein Stein mit den Fussabdrücken Jesu, die er bei seiner Himmelfahrt hinterlassen haben soll, gezeigt. Reiseführer wissen aber auch zu erzählen, dass diese kleine Moschee, die ursprünglich eine christliche Kapelle war, kein Dach hatte, also nach oben offen war, weil ja Christus bei seiner Himmelfahrt nichts im Wege sein durfte.
Mich hat nicht so sehr der Stein mit dem Fussabdruck und die ursprünglich nach oben offene Kapelle beeindruckt, sondern dass man als Pilger am Ziel der Reise zu Orten kommt, die uns an wichtige Ereignisse im Wirken Jesu sehr konkret erinnern. Es geht dabei nicht so sehr darum, ob sich die Himmelfahrt oder etwa die Geburt Jesu genau an jenen Orten zugetragen haben, welche die Kreuzfahrer im Mittelalter lokalisierten, sondern es geht darum, dass sich in diesem Land, auf diesem Berg oder an jenem See Jesus als der Messias, als der Sohn Gottes geoffenbart hat. Nicht umsonst wird das Heilige Land gerne als das fünfte Evangelium bezeichnet. Und es ist umso tragischer, dass ausgerechnet in diesem Land, wo die Engel und wo Jesus den Frieden verkündet haben, zwischen Israel und Palästina kein Friede herrscht.
Die kleine, ehemals oben offene Moschee am Ölberg in Jerusalem mit den Fussspuren im Stein kann ein gutes Bild sein. Wenn Christus zu seinem Vater geht, dann hinterlässt er tatsächlich Spuren. Er hinterlässt seine Spuren in unserem Herzen. Er hat durch seine Auferstehung den Himmel für uns geöffnet, denn zwischen Gott und den Menschen gibt es keine Barriere mehr. Er hat in unseren Herzen den Himmel eingerichtet.
Mit dem Heiligen Geist, um den wir in den Tagen vor Pfingsten bitten, wirkt Jesus in uns.

P. Josef Gander