November ist der Monat des Jahres, den wir mit Trostlosigkeit, Melancholie, Tristheit, mit Dunkelheit, mit Abschiednehmen, ja mit dem Tod in Verbindung bringen. Diese Grundstimmung rührt zum einen sicher von der Natur her, in der sich diese widerspiegelt: die Ernte ist getätigt, es wird immer dunkler, kälter, regnerischer, Nebelschwaden ziehen über das Land, die Blätter fallen von den Bäumen, die alsbald kahl dastehen werden.
Zum anderen steht direkt zu Beginn des Monats das Hochfest Allerheiligen, gefolgt von Allerseelen. An Allerseelen wird uns ganz besonders ins Bewusstsein gerufen, dass alles Leben vergänglich ist und seine Zeit hat - einerseits in der Natur, aber andererseits auch wir Menschen selbst. Wir gedenken an diesem Tag unserer lieben Verstorbenen, aber in der Konsequenz auch weiter über den eigenen Tod, die eigene Vergänglichkeit nach. All dies lässt in unserem Inneren eine schwermütigere, melancholischere Stimmung wach werden.
In dem Lied „Niemand weiss“ (nach einem Gedanken von Sokrates) von Gregor Linssen heisst es:
Ein Zauber liegt auf allen Dingen, auf dem Werden und Vergehn. Glück ist für uns, zur Welt zu bringen, was ist der Tod, wenn wir ihn kommen sehn?
Niemand weiss, ob nicht am letzten Ende der Tod das grösste Glück des Menschen ist.
Niemand weiss, ob nur die Zeit verschwände und die Kraft, die Schweres schwer sein lässt.
Niemand weiss, ob der Menschen Seele über alle Zeiten erhaben ist.
Niemand weiss, ob nicht nach dieser Wende es sich tot leichter leben lässt.
Ein Zauber liegt auf allen Dingen. Alles Lebende legt eine Spur. Letztlich nimmt der Tod dem Leben nur die Zeiger von der Uhr.
Im Lied spürt man einerseits die Melancholie, aber andererseits versucht es uns auch, Hoffnung zu schenken, uns innerlich ruhig zu stimmen und uns die Angst vor dem Tod zu nehmen. Ja auch die Unsterblichkeit der Seele zieht das Lied hoffnungsvoll in Erwägung. Und mit dem Satz „Jeder Mensch legt eine Spur“ gibt es dem irdischen Leben seine Bedeutung und Wichtigkeit.
Allerseelen vorgeschaltet ist das Allerheiligenfest, an dem der Heiligen gedacht wird. Wir denken an all die Menschen, die ein kleineres oder grösseres Licht in diese Welt gebracht und vielleicht eine etwas breitere „Spur im Leben“ als andere Menschen hinterlassen haben. Bis Weihnachten werden wir von vielen bekannten Heiligen begleitet, begonnen bei St. Martin, über die Hl. Elisabeth, die Hl. Barbara, gefolgt vom Nikolausfest und der Heiligen des Lichts, Lucia. Diese Menschen brachten mit ihrem Handeln Hoffnung in die Welt, sie halfen den Armen und Bedürftigen und lassen so göttliche Strahlen aufleuchten, bis wir am grossen Licht, am Strahlen der Krippe an Weihnachten angekommen sind. Aus diesem göttlichen Licht, dass wir besonders in der Adventszeit schon erahnen und darauf warten, können wir neue Kraft und Hoffnung, neue Lebensfreude schöpfen. Durch Weihnachten und das Leben Jesu, in seiner ganzen Konsequenz, haben wir die Hoffnung auf einen guten Ausgang unserer Lebenszeit auf dieser Erde, und die Hoffnung auf ein Leben und eine Vollendung göttlichen Lichtglanz.
Ich wünsche Ihnen in der kommenden Zeit viele kleine und grössere göttliche Lichtstrahlen in Ihrem Alltag, verbunden mit der Vorfreude auf die lichterfüllte Advents- und Weihnachtszeit.
Corinna Vorwieger