In der Mitte des Monats, am 15. August, feiert die Kirche ein uraltes Fest: das Fest der Vollendung der Gottesmutter Maria. Dieses Fest stammt aus Zeiten, in denen die Christen noch eins waren. Es hiess Entschlafung Mariens. Bald nach dem Konzil von Ephesus 431, auf dem Maria als Mutter Gottes“ erklärt wurde, weil Jesus Mensch und Gott war, feierte man in der Ostkirche ab dem sechsten Jahrhundert und in der römischen Kirche seit dem siebten Jahrhundert am 15. August die „Entschlafung Mariens“. Der Kirchenvater Johannes Damaszenus schreibt aus jener Zeit: Heute wurde die heilige Jungfrau aufgenommen in das Himmelszelt. Denn wie konnte jene den Tod schauen, aus der das wahre Leben ausgeströmt ist? Wie hätte Verwesung ihren Körper erfassen können, in dem das Leben selber gewohnt hat?“
Aus dem Fest der Entschlafung Mariens wurde im Westen das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel“, nicht wie es im allgemeinen Sprachgebrauch heisst: „Mariä Himmelfahrt“, denn Maria fährt nicht aus eigener Kraft in den Himmel auf, sondern wird von Jesus aufgenommen. Daher heisst der offizielle Name des Festes „Aufnahme Mariens in den Himmel“. In der Bibel steht nichts darüber, doch haben schon die Kirchenväter der ersten Jahrhunderte darüber gesprochen und geschrieben. Die Entschlafung Mariens ist in Konstanz sowohl im Münster wie auch in der Stephanskirche als Relief dargestellt: Maria im Bett, umgeben von den Aposteln.
Mit Leib und Seele wurde Maria in den Himmel aufgenommen. Mit Leib und Seele werden auch wir einmal in den Himmel aufgenommen, aber im Gegensatz zu Maria müssen wir zuerst den Tod erleiden. Dann wird Gott auch uns mit verklärtem Leib und Seele zu sich heimholen.
P. Josef Gander