«Ein Mensch, der seinen Körper durch zu viel Fasten unterdrückt, in dem steigt Überdruss auf; solcher Verdrossenheit gesellen sich mehr Fehler zu, als wenn er seinem Körper die rechte Nahrung gegönnt hätte.»
Hildegard von Bingen
Alle Jahre wieder steigt zur Fastenzeit in uns die Frage nach der rechten Nahrung auf. Sei es die körperliche oder die geistige Nahrung. Was ist zu viel, wovon haben wir zu wenig. Und jedes Jahr die Suche nach dem Verzicht. Aber es ist doch paradox. Wir suchen nach dem, worauf wir verzichten wollen. Manchmal beschleicht mich diesbezüglich so eine Müdigkeit, ich mag gar nicht verzichten oder ich weiss nicht auf was. Auf Süssigkeiten? Auf’s Handy? Auf Fleisch? …ich weiss es nicht. Die richtige Balance zu finden zwischen Verzicht und Genuss, darin liegt doch das eigentliche Ziel. Das Fasten sollte lediglich dazu dienen die Balance, sollte sie aus dem Gleichgewicht geraten sein, wieder herzustellen. Denn auch der Genuss ist Gott gewollt, sonst hätte er uns nicht mit den Sinnen ausgestattet, die die Welt nicht nur sehen sondern auch riechen, schmecken und fühlen können. In dem Zitat von Hildegard von Bingen kommt deutlich zum Ausdruck, dass auch das Fasten seine Gefahren birgt und keinen Selbstzweck hat. Es geht vielmehr darum die rechte Nähe und Distanz zu den geschaffenen Dingen herzustellen, um sie schlussendlich nicht dem Schöpfer vorne anzustellen.
Joza Tadic