Im Herbst - so ist es vielerorts Brauch - feiern wir Erntedank. Dieses Fest erinnert uns daran, dass nicht alles so selbstverständlich ist, wie wir es im Alltag wahrnehmen. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir ausreichend zu essen haben, unverdorbenes Wasser, gesunde Lebensmittel.

Wir haben Grund, allen dankbar zu sein, die ihre Kräfte und Begabungen in diesen grossen Kreislauf einbringen. Und wir ahnen, dass hinter all dem ein geheimnisvoller Geber steht, dem es vor allen anderen zu danken gilt.

Erntedank ist darüber hinaus Anlass, an all jene zu denken, die aus irgendeinem Grund an diesen Kreisläufen nicht teilhaben können. Etwa weil sie in einem Land oder in einer Gesellschaftsschicht leben, die von unserer modernen Zivilisation abgeschnitten sind, und sie deswegen hungern oder gar verhungern müssen.

Der schönste Dank ist das dankbare Geniessen all dessen, was der Schöpfer uns geschenkt hat, und das Miteinander-Teilen. Beides kommt im Brotbrechen zum Ausdruck. Es ist kein Zufall, dass dieses Brotbrechen ein zentraler Ritus unseres Glaubens geworden ist und dass unsere Dankbarkeit dem Schöpfer und den Mitmenschen gegenüber in der Eucharistiefeier den innigsten Ausdruck findet.

Viele gläubige Menschen  bringen ihre Haltung der Dankbarkeit auch im Tischgebet zum Ausdruck. Dieses macht uns die grösseren Zusammenhänge, die in der Hektik des Alltags leicht untergehen, immer neu bewusst. Wir tun gut daran, diesen Brauch nicht verkümmern zu lassen.

P. Josef Gander