In unserer heutigen Gesellschaft befinden sich viele Werte im Wandel und werden von vielen Seiten hinterfragt. Doch trotz dieser Veränderungen sehnen sich die Menschen zutiefst nach klaren und verlässlichen Werten. Das Seelsorgeteam ist davon zutiefst überzeugt, dass der christliche Glaube und seine Werte eine bedeutungsvolle und zentrale Rolle in unserer Gesellschaft spielen. Als Glaubensgemeinschaft setzen wir uns mit Leidenschaft dafür ein, die von uns gemeinsam festgelegten zehn Werte in unseren Alltag zu integrieren und zu verinnerlichen.
In den folgenden Ausgaben des Pfarrblatts möchten wir uns jeweils mit einem Impuls genauer mit "unseren Werten" auseinandersetzen und uns von ihnen für das Leben inspirieren lassen.
Gastfreundschaft
„Vergesst die Gastfreundschaft nicht, denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.“ Der Verfasser des Hebräerbriefes denkt da an die Geschichte von Abraham und Sara im Alten Testament. Sie sind seit vielen Jahren verheiratet und bekommen eines Tages Besuch von drei Männern. Abraham bewirtet seine Gäste, bringt ihnen Wasser, damit sie sich die staubigen Füsse waschen können und bewirtet sie. Dann kommen sie ins Gespräch und die Gäste sagen, dass Saras Kinderwunsch in Erfüllung gehen wird. Von der Gastfreundschaft ist auch im ersten Buch der Könige die Rede, wo der Prophet Elisa von Gott zu einer armen Witwe nach Sarepta geschickt wird. Elisa erfährt ihre Gastfreundschaft, aber auch Gott selber ist der Gastgeber, indem er dieser armen Frau hilft und sie vor dem Hungertod bewahrt. Das Neue Testament ist voll von Erzählungen, wo Jesus eingeladen wird: zur Hochzeit in Kana, vom Zöllner Zachäus, von einem Pharisäer und von Zöllnern und Sündern.
Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass die Gastfreundschaft dort am Grössten ist, wo die Leute arm sind. Ich war einmal bei einer sehr armen Familie in Südamerika eingeladen. Sie luden mich zum Essen ein, gingen, wie ich bemerkte, zu einer Nachbarsfamilie, um Coca-Cola zu bitten, da sie nur Wasser vor dem Haus hatten. Sie baten mich inständig, bei ihnen zu übernachten. Sie stellten mir ihr einziges Bett zur Verfügung; sie selber schliefen auf einem alten Sofa und auf dem Boden. Damit ich nicht von Moskitos gestochen würde, nahmen sie die Vorhänge vom Fenster und spannten sie über mein Bett.
Gastfreundschaft ist ein Wesensmerkmal der Kirche. Es ist auch einer der Werte, die unser Pastoralraum besonders pflegt. Gastfreundschaft ist ein Ausdruck der Nächstenliebe und der Gottesliebe. Gott selber ist gastfreundlich. Er ist der Gastgeber, wenn er uns zum Gastmahl, zum Gottesdienst einlädt und uns mit seinen Gaben reich beschenkt.
Pater Josef Gander