In unserer heutigen Gesellschaft befinden sich viele Werte im Wandel und werden von vielen Seiten hinterfragt. Doch trotz dieser Veränderungen sehnen sich die Menschen zutiefst nach klaren und verlässlichen Werten. Das Seelsorgeteam ist davon zutiefst überzeugt, dass der christliche Glaube und seine Werte eine bedeutungsvolle und zentrale Rolle in unserer Gesellschaft spielen. Als Glaubensgemeinschaft setzen wir uns mit Leidenschaft dafür ein, die von uns gemeinsam festgelegten zehn Werte in unseren Alltag zu integrieren und zu verinnerlichen.

In den folgenden Ausgaben des Pfarrblatts möchten wir uns jeweils mit einem Impuls genauer mit "unseren Werten" auseinandersetzen und uns von ihnen für das Leben inspirieren lassen.

Authentizität

«Authentisch sein, authentisch leben.» Diese Schlagworte könnten gut als Titel für einen der heute so populären Selbstoptimierungsratgeber herhalten. Sich selbst sein, könnte man es auch einfacher umschreiben. Da komm ich schon vor das nächste Problem. Wer bin ich eigentlich? Und wenn ja, wie viele? So heisst es in dem genialen Titel von Richard David Precht. Ich habe das Buch mal gelesen, kann mich aber eigentlich an nichts mehr daraus erinnern. So könnte der Titel doch stimmen. Ich war damals jemand anderes. Und morgen werde ich wieder irgendwie anders sein als heute. Was heisst dann «authentisch sein» um Himmels willen? Keine einfache Frage. Sich selber sein? Da sind wir uns doch oft nicht sicher, ob unsere Liebsten das überhaupt aushalten würden, wenn wir auf die Idee kommen und plötzlich nur noch wir selber sind. Ja, wo kommen wir da hin? Die Frage nach der Authentizität ist somit auch eine Frage der Identität. Wenn ich ehrlich bin, kann ich heute noch nicht sagen, wer ich morgen bin. Da ich nicht weiss, welche Erfahrungen, positive oder negative mich in den nächsten 24h prägen werden. Auch in den biblischen Geschichten ändern Menschen plötzlich, quasi über Nacht ihre Identität. Werden sprichwörtlich vom Saulus zum Paulus. Ja, ja, wir merken es bereits. Zu viel über uns selber nachzudenken macht uns meist etwas kirre. Uns zu sehr mit uns selber zu beschäftigen, ist eine Sackgasse, da wir nur unvollkommen und endlich sind. Wir können unsere Identität und unsere Authentizität in unserer Gotteskindschaft begründen. Gott hat uns zu erst «gedacht», bevor wir «geworden» sind. Mit unseren Fehlern und Schwächen, Unvollkommenheiten und Widerlichkeiten. Authentisch sein bedeutet demnach, dazu zu stehen und bekennen, ich bin unvollkommen, ich mache viele Fehler, ich weiss manchmal nicht was ich tun soll, ich weine manchmal, ich verzweifle manchmal und habe Angst, ich lache manchmal, bin gerne albern und nehme mich selber nicht zu ernst. Ein Kind Gottes halt…

Joza Tadic