Mein Auge schaut den Berg hinan,
dort kommt mir Hilfe her;
von Gott wird mir die Hilfe nahn,
der Land erschuf und Meer.
Getrost! dein Fuss geht nimmer fehl,
dein Hüter kennt nicht Ruh;
nicht schliesst dein Wächter, Israel,
sein Aug im Schlafe zu.
Das Lied, das wir im Kirchengesangbuch unter der Nummer 550 finden, berührt unmittelbar.
Aufschauen, vom unmittelbaren, naheliegenden Alltag mit seinen Sorgen aufschauen und den Blick auf Gott richten – die Augen erheben, das kann auch der Blick in den Himmel oder der Blick nach innen sein; weg von mir, weg von meinem eigenen Ego und hin zu Gott, der uns wie ein Berg erscheint und doch überall ist, der uns doch ganz nah ist.
Tatsächlich handelt es sich um einen sehr alten Text aus dem Alten Testament: um Psalm 121. Die Psalmen sind Lieder, deren Melodien aus dem 6. Jahrhundert vor Chr. wir nicht mehr kennen, die aber vielfach neu vertont wurden. Sie erzählen uns von Klagen und Bitten, und von Lobpreis und Dankbarkeit. Viele uns bekannte Kirchenlieder sind Nachdichtungen von alttestamentarischen Psalmen und manchmal merkt man es erst nach einer Weile, denn manche Liedtexte sind sehr frei nachgedichtet. Andere bleiben sehr nah am Original.
Die Psalmen verbinden uns mit den Menschen vor zweieinhalbtausend Jahren, mit ihren Ängsten und Sorgen – und wie damals geben sie auch uns heute Kraft und Zuversicht:
Der Herr, dein Schutz und Schatten,
hält an deiner Rechten wacht,
dass tags die Sonne dich nicht quält
und nicht der Mond bei Nacht.
Gott lässt kein Übel dir geschehn,
dein Leben ist geweiht.
Er schützt dein Kommen und dein Gehen
Jetzt und in Ewigkeit.
Christina Wallau