Jedes Mal, wenn jemand zu mir sagt, «wie schnell doch so ein Jahr vergeht», ergänzt mein Gehirn den Satz automatisch mit: «…endlich gibt es wieder frische Bettwäsche!» Eine Pointe aus einem alten Otto Waalkes Film. Innerlich muss ich jedes Mal schmunzeln und an guten Tagen spreche ich es auch laut aus. Das ist immer ein guter Test ob das Gegenüber neben der Tragik des Lebens auch gelernt hat, das Leben als Komödie zu verstehen. Der Witz ist deshalb lustig, weil wir uns darin widerspiegeln. Unsere Schwächen, unsere Bequemlichkeiten, unsere Tendenz alles vor uns her zu schieben. Gute Komödien zeigen uns immer auch die Wahrheit über uns selbst, meist in überzeichneter Form, sodass wir uns ertappt fühlen und so über uns lachen können. Aber keine Sorge, ich wechsle meine Bettwäsche deutlich öfter, auch unter dem Jahr. Der aufmerksame Leser wird sich spätestens an dieser Stelle zu Recht fragen, was dies denn nun mit Advent zu tun hat. Im Grunde genommen nichts, ausser dass der Advent wohl für viele von uns das Festival des Prokrastinierens ist. Anders lassen sich die übervollen Einkaufszentren wenige Tage vor Weihnachten kaum erklären. Advent bedeutet auch immer wieder neu, sich vorzubereiten auf die Ankunft Gottes in unserem Leben. Denn das lateinische Wort «Advent» bedeutet nichts weiter als «Ankunft». Auch hier haben wir doch manchmal die Tendenz, die Ankunft Gottes in unserem Leben doch lieber auf später zu verschieben. Wir sind so schon sehr beschäftigt. Wer weiss, was er mit unserem Leben macht, wenn wir ihn zu sehr rein lassen. Besser ihm erstmal kleine Zeitfenster zugestehen. Zum Beispiel Sonntagvormittag, eine Stunde, wenn überhaupt. Aber ist eigentlich auch nicht so Ideal, weil der einzige Tag der Woche, wo wir ausschlafen können, womit wir wieder bei der Bettwäsche wären und uns nun endgültig im Kreise drehen. Und eigentlich ist es ja etwas angenehmes, Kreise zu drehen. Es braucht Mut, diese zu durchbrechen, doch haben wir es manchmal bitter nötig. Leonard Cohen hat in seinem Lied «Anthem» gesungen: «There is a crack in everything, that’s how the light gets in.» …zu Deutsch: «Es gibt einen Riss in allem, nur so kommt das Licht hinein.» Vielleicht sollten wir damit aufhören die Risse zu kitten und uns vom Licht überraschen lassen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine besinnliche Adventszeit.
Joža Tadić