In den vielen Gesprächen der vergangenen Tage wird uns bewusst, dass die Erde durchatmet und eine Auszeit von uns Menschen geniesst.
Wir können für einmal keine grosse Schritte tun, das tut der Umwelt sichtlich gut.
Im Gespräch mit meinem Bruder schauen wir beide zum Himmel und staunen über das klare, reine Blau. Kein weisser Streifen von Flugzeugen stört diese schöne Farbe.
Im Gespräch mit Freunden stellen wir fest, dass die frische, reine Luft richtig gut tut, sie ist entstanden durch die niedrigere „Reiseaktivität“ der Menschen.
Im Radio höre ich den Moderator heute Morgen sagen: „Unser Radiostudio befindet sich mitten in der Stadt Zürich. Im Moment steht das Fenster offen und ich möchte Euch sagen, dass ich zum ersten Mal die Vögel zwitschern höre, seit ich hier arbeite!“.
„Wahnsinn!“, denke ich.

Ich frage mich, was wir unseren Kindern vor der Pandemie vorgelebt haben?
Viele Menschen reisen möglichst weit und oft, setzten sich für wenige Meter ins Auto und kauften jedes Quartal neue Kleider, welche zum grossen Teil unter schlimmen Bedingungen, dafür möglichst günstig, hergestellt werden.
Wir lebten unserem Nachwuchs eine langsame Zerstörung unserer Heimat vor.
Ich frage mich, ob wir alle, wenn diese Situation zu Ende ist, nachhaltig und dauerhaft unsere Gewohnheiten zu Gunsten der Erde und unserer Kinder ändern können?

Im Gespräch mit meiner Mutter wird mir bewusst, wie schwierig das wird. Denn sie zitiert aus den Nachrichten: „Sollten nach Ende der Pandemie wieder alle Menschen so weitermachen wie vor Corona, wird sich auch die Umwelt sehr rasch in den alten Zustand zurück bewegen. Für eine dauerhafte Verbesserung müssten wir alle 10 Jahre „auf kleinem Fuss“ weiterleben“.
Meine Hoffnung auf eine Genesung der belasteten Umwelt ist damit innerhalb von einer Minute wieder ganz klein geworden.
Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Susanne Braun